Südafrika-News V

von Mareike Reimers

Berichtszeitraum: April - Mai 2000

Zuerst einmal eine dicke Entschuldigung, dass Sie/Du so lange warten musstest. Mein April-Rundbrief ist nie zu Hause angekommen, obwohl ich ihn per E-Mail verschickt habe. Da ich erst Ende Mai wieder "heim" (Pretoria) gekommen bin, schreibe ich einfach eine Doppelausgabe.

April:
Thema unseres Einsatzes in Gazankulu (westlich des Krüger-Nationalparks) war kulturübergreifende Kommunikation. Wie erlebt man am besten eine andere Kultur? Man bilde ein kleines Team, bringe Zelte, etwas Essen und Brennholz mit und lebe mit einer heimischen Familie zusammen. Man verbringe Zeit als Team, mit der Gastfamilie, mit Leuten, die man so trifft und mit örtlichen Gemeinden. Was ich erlebt habe? Einen Medizinmann als Nachbarn, eine absolut verwirrende Sprache, Mapaniwürmer und Mandickawurzeln zum Essen, tägliches Wasserholen und den Wert von Klopapier zu schätzen!
Wie schon gesagt, hat das Ziel des 2 1/2 Wochen Einsatzes nicht vorrangig aus Evangelisation bestanden, sondern eben sich an einen fremden Lebensstiel anzupassen. Dazu gehört auch eine neue Sprache zu lernen, hier ein Beispiel: "Xikwembu xi ku katekisa" das heißt: "Gott segne Dich auf Shangaan". Und einfach ganz praktisch zu erleben, dass das andere nicht immer falsch ist. Zurück in Pretoria hatten wir zwei Wochen Seminare über Kinderevangelisation. Wir haben die physische, psychische und spirituelle Entwicklung von Altersgruppen von 0 - 16 durchgesprochen. In Kleingruppen haben wir dann Andachten und ganze Programme für die unterschiedlichen Altersgruppen erarbeitet. An einem Sonntag haben wir die Sonntagsschulklassen einer naheliegenden Gemeinde geleitet. Mein Team hat mit den Teenagern zusammengearbeitet, was eine richtige Herausforderung für mich war, da ich auf diesem Gebiet noch keinerlei Erfahrungen hatte. Auch in den beiden Schulen, die wir besuchten, haben wir mit den Klassen Andachten gehalten und Themen erarbeitet. Es hat viel Freude gemacht und ich habe mich bei den Teens sehr wohl gefühlt. Nach dieser Trainingseinheit haben wir Informationen über den Jesus-Film bekommen: Wo und wie dieser Film am besten zum Einsatz kommt. Welche Vor- und Nacharbeiten sinnvoll und notwendig sind. Das gelernte haben wir in den 5 Tagen in Mozambique (Hilfseinsatz nach der Überschwemmung über Ostern) angewandt. An zwei Abenden haben wir den Film gezeigt und es waren ca. 100 Menschen anwesend, die sich durch den Film sehr angesprochen fühlten.
Ich hätte nicht gedacht noch mal nach Mozambique zurück zu kommen und habe es als echtes Geschenk empfunden. Unser Besuch galt Flüchtlingslagern, die Menschen leben hier in notdürftigen Behausungen (Plastikplanen und Zelten). In dieser Situation kämpfen sie täglich ums Überleben, da Malaria, Cholera und sexuell übertragbare Krankheiten weit verbreitet sind. Dies hat uns das Amerikanische Ärzteteam, dass wir dort getroffen haben, berichtet. Wir haben den Flüchtlingen materielle, moralische, und psychische Hilfe durch Saatgut, gemeinsamen Gebet und Bibeln angeboten. Viele sind so dankbar zu sehen, dass sich jemand um sie kümmert und sie nicht vergessen sind. Die Fluten sind an manchen Stellen schon ca. 7 m zurückgegangen. Es stehen aber immer noch Dörfer bis zu 2 m unter Wasser. Es bricht mir das Herz nicht mehr tun zu können: ein 12jähriges Mädchen kam zu mir und hat mir ihre einen Monat alte Schwester auf den Arm gelegt mit der Bitte sie zu füttern. Dies sind so eindrucksvolle Erlebnisse, die mich unzufrieden machen, selbst so grundsätzlichen Erwartungen nicht entsprechen zu können.

Mai:
Die erste Woche hatten wir Unterricht über die muslimische Kultur und den Islam. Ferner haben wir einen kurzen Einblick in den Hinduismus, Buddhismus und die New-Age-Bewegung (die eine Mischung aus beiden ist) bekommen. Dieser Unterricht hat uns gut vorbereitet, um für drei Wochen nach Benoni (südöstlich von Pretoria) zu gehen. Dort haben wir zwei Gemeinden besucht und in Gastfamilien gewohnt. In Benoni lebt eine große Anzahl von Moslems und Hindus. Neben Gemeindeveranstaltungen und Open-Air-Programmen war auch Tür - zu - Tür auf dem Tagesplan. Dieser Bereich war für mich der schwierigste, aber gleichzeitig auch der beste Weg, um mehr über diese beiden Religionen zu lernen. Schwierig war es, da sich jeder von uns ganz schön überwinden musste, an Türen zu klopfen und mit den Menschen ein Gespräch zu führen. Effektiv war, dass man eben ganz persönlich mit den Menschen reden konnte. Auch wenn sich viele der Moslems stark angegriffen fühlt haben, wenn sie nur das Wort "Christ" gehört haben. Anders bei den Hindus, da Hindus ohnehin zu endlos vielen Göttern beten, kommt es ihnen auf einen mehr oder weniger nicht an. Dies waren für mich die beiden Hauptschwierigkeiten. Trotz allem hatten wir auch sehr gute Gespräche und konnten einige Gesprächspartner zum Nachdenken bringen.

Nun wartet auf uns der 2. Teil des World-Perspectives-Kurses und danach ein Einsatz in Hilbrou (Stadtteil von Johannesburg). Dort werden wir in Kinderheimen, mit Obdachlosen und Prostituierten arbeiten. Ich denke, dass diese eine sehr prägende Zeit wird. Ich bin echt motiviert mich dieser Herausforderung zu stellen.

Bis dahin grüße ich Sie/Dich ganz herzlich und wünscheIhnen/Dir GOTTES Segen. Möge ER Sie/Dich behüten in allen Zeiten und Ihnen/Dir SEINEN heilenden Frieden schenken.

Zeitweise bin ich wieder per E-Mail erreichbar: mareiker@tt.rsa.om.org

Mareike's Unterschrift